Wann muss ein Zahn gezogen werden?
Wenn gar nichts mehr hilft...
In diesem Artikel erfahren Sie wann und warum ein Zahnarzt einen kaputten Zahn ziehen muss. Aber wann genau muss ein Zahn gezogen werden?
Um diese und weitere Fragen zu beantworten haben wir mit Dr. Peter Klein, Zahnarzt aus Knittelfeld gesprochen und erstaunliche Antworten auf unsere Fragen erhalten. Lesen Sie jetzt das Experteninterview um alles über das Thema "wann ein Zahn gezogen werden muss" zu erfahren.
- Wann muss ein Zahn gezogen werden?
- Wie erkennt der Zahnarzt, dass ein Zahn gezogen werden muss?
- Wie wird ein Zahn gezogen?
- Mit welchen Kosten muss der Patient rechnen?
- Wie sehr schmerzt das Ziehen eines Zahnes?
- Welche Komplikationen gibt es beim Zahn ziehen?
Die häufigsten Gründe für das Zahn ziehen:
Die Gründe dafür, dass ein Zahn gezogen werden muss sind vielfältig. Um genau abzuklären ob und wann der Zahn gezogen werden muss empfiehlt es sich einen Zahnarzt aufzusuchen. Dieser kann anhand der Symptome genau beurteilen ob sich eine Rettung des Zahnes noch auszahlt oder alles zu spät ist und der Zahn raus muss. Dennoch möchten wir euch eine kleine Orientierung geben und zeigen euch 5 Gründe warum ein Zahn gezogen werden muss:
- Zahn zu tief durch Karies zerstört
- Entzündung um den Zahn
- Unfälle in Sport und Haushalt
- Gebrochene Zähne (Zahnfraktur)
- Kieferorthopädische Gründe
1. Zahn zu tief zerstört
Ist der Zahn zu tief von Karies zerstört muss ein Zahn gezogen werden. In einigen Vorstufen in der Kariesentwicklung ist es zwar möglich den Zahn mit Hilfe einer Wurzelbehandlung zu retten.
Das ist aber nur möglich wenn der Zahn noch im Ganzen vorhanden ist. Ist der Karies so tief, dass der Zahn bereits aus mehreren Einzelteilen besteht, so müssen diese Einzelteile entfernt werden um eine anschließende Entzündung zu verhindern.
2. Entzündung um den Zahn
Ist der Zahn stark entzündet so kann das ein Ziehen des Zahnes notwendig machen. Zwar kann auch hier der Zahnarzt eine Wurzelbehandlung einleiten um die Entzündung der Wurzel zu beseitigen.
Das funktioniert jedoch nicht immer und auch bereits wurzelbehandelte Zähne können sich wieder infizieren. Ist das beißen schmerzhaft und am Röntgenbild die Entzündung um die Wurzelspitze sichtbar, so kann das zum notwendigen Ziehen des Zahnes führen.
3. Traumatisches Ereignis
Unfälle bei Sport und Haushalt sind häufige Ursachen für einen Verlust eines Zahnes. Dabei kann vorkommen, dass nicht der ganze Zahn verloren geht und der Zahn in Einzelteile zerbricht.
Diese Einzelteile müssen dann entfernt werden, da lockere Zahnteile ebenfalls Beschwerden auslösen können. Durch einen unglücklichen Stoß auf die Zähne können diese auch schmerzhaft sein oder absterben. Auch dann ist mit einem Verlust des Zahnes zu rechnen.
4. Zahnfraktur
Wurzelbehandelte Zähne werden oft brüchig. Ähnlich wie bei einem morschen Baum wird der Zahn nicht mehr durch die inneren Blutgefäße versorgt und wird so bruchgefährdet. So kann vorkommen, dass der Zahn der Länge nach auseinander bricht.
Ist der Zahn erstmal unter dem Knochen gebrochen gibt es kaum Möglichkeiten den Zahn zu retten. Hierbei muss der Zahn oft gezogen werden um ein Abklingen der Beschwerden zu erreichen.
5. Kieferorthopädische Gründe
Manchmal ist es auch notwendig bei Kindern eigentlich gesunde Zähne zu ziehen. Im Zuge einer Behandlung mit Zahnspangen können Zähne gezogen werden, wenn ein starker Platzmangel vorherrscht.
So kann der Zahnarzt in den frei gewordenen Platz die anderen Zähne eingliedern um die Zähne zu begradigen.
Experteninterview, wann ein Zahn gezogen werden muss:
Interview mit Zahnarzt Dr. Peter Klein, BA
Wie sagt man so schön in Österreich: Man geht besser gleich zum Schmied und nicht zum Schmiedl! Deshalb haben wir für euch mit Zahnarzt Dr. Peter Klein, BA gesprochen und ihn zum Thema "wann muss ein Zahn gezogen werden" befragt.
Außerdem erfährt ihr im Interview mit dem Zahnarzt, wie sehr es schmerzt einen Zahn zu entfernen und wie viel das bei einem Zahnarzt in Österreich kostet.
- Frage: Als Interviewer und Mitarbeiter von Apfeldental und guter Freund kenne ich dich ja schon lange. Was mir jetzt nachdem du mir von deinem Praktikum in der Coloskopie (Darmspiegelungen) erzählt hast mir auf der Zunge brennt: Warum hast du dich nicht dazu entschlossen auf dem Krankenhaus zu bleiben und bist in eine andere Fachrichtung gewechselt.
Antwort: Die Zeit am Krankenhaus war eine schöne Zeit, die ich auch nicht missen möchte, jedoch hatte ich die Chance bei einigen Eingriffen "live" dabei zu sein und habe dann für mich entschlossen, dass ich lieber mit den oberen Körperöffnungen zu tun haben möchte. Die Zahnmedizin ist doch ein saubereres Teilgebiet der Medizin als beispielsweise die Coloskopie.
- Jetzt wo du deine eigene Zahnarztpraxis schon seit mehreren Jahren führst hast du doch bestimmt auch schon häufiger mit Zähnen zu tun gehabt, die gezogen werden mussten. Wie oft am Tag musst du einen Zahn ziehen?
Die moderne Zahnmedizin versucht natürlich jeden Zahn möglichst lange zu erhalten. Aber manchmal ist der Zahn so tief zerstört oder derart stark entzündet, dass alle Tricks des Zahnarztes nicht mehr helfen und der Zahn einfach gezogen werden muss.
Um ehrlich zu sein habe ich noch nicht mitgezählt wie viele Zähne ich durchschnittlich pro Tag ziehe, aber es ist eine sehr häufige Form der Therapie. Denn schließlich gilt:
"Ein Zahn der nicht mehr da ist kann nicht weh tun!"
Patienten haben natürlich oft Angst einen Zahn ziehen zu lassen und es ist kein angenehmes Gefühl einen Zahn zu verlieren. Schließlich will man im hohen Alter noch eigene Zähne haben und gut beißen können.
- Gut wir wollen jetzt keine genaue Zahl haben, aber du kannst ja schätzen.. circa.. wie viele Zähne du schon gezogen hast?!
Puh, also wirklich nur geschätzt werden es so um die 100-200 vielleicht auch 300 Zähne sein, die gezogen werden. Ich kann es aber wirklich nicht genau sagen.
- Wie erkennst du ob ein Zahn gezogen werden muss oder nicht?
Ein wirklich starker Hinweis darauf, dass ein Zahn gezogen werden muss ist eine ausgeprägte Schwellung des Kiefers. Hier sieht man schon von Außen dem Patienten an, dass da irgendwas gröberes nicht stimmt.
st der Zahn und das umliegende Gewebe dann auch schon eitrig wird es besonders schwer den Zahn zu retten. Hier gibt es in seltenen Fällen zwar noch Möglichkeiten den Zahn zu retten, aber grundsätzlich stehen bei so einem klinischen Bild die Zeichen auf Zahn ziehen.
Wenn sich eine sogenannte Fistel bildet, also ein Kanal zum Zahn hin, der Eiter absondert, ist es auch eher wahrscheinlich, dass der Zahn früher oder später gezogen werden muss. Dabei kann es sogar sein, dass der Zahn dem Patienten gar nicht weh tut. Aber Ansammlungen von Eiter will man nicht im Körper haben, da sich die Entzündung weiter ausbreiten kann.
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel ist natürlich das Zahnröntgen, auf dem man sehr oft erkennen kann wie gut die Chancen stehen, dass der Zahn nicht gezogen werden muss.
- Wie gehst du vor, wenn der Zahn nun wirklich raus muss?
Anfangs muss man dem Patienten genau erklären was los ist. Denn man will sich ja nicht den Ruf erarbeiten, dass man einfach jeden Zahn so mir nichts dir nichts zieht sobald dieser weh tut. Wenn der Patient dann einsieht, dass es keine Möglichkeit gibt den Zahn zu retten beginnt man mit dem Ziehen des Zahnes.
- Trennen sich Patienten generell ungern von Ihren Zähnen?
Die jüngere Generation, die schon viel mehr Körperbewusstsein entwickelt hat fragt da schon lieber zwei mal nach was genau los ist. Anders sieht das bei älteren Patienten aus, die man manchmal sogar davon überzeugen muss einen Rettungsversuch für den Zahn zu starten. Denn diese sind quasi von der "alten Schule" wo einfach früher jeder Zahn gleich gezogen wurde.
Was natürlich schade ist, denn man kann später viele Zähne noch weiterverwenden. Aber wie gesagt ist das eben der Ansatz der modernen Zahnmedizin, der bis jetzt noch nicht bis in jede letzte Ecke Österreichs scheinbar durchgedrungen ist.
- Und wenn du das Einverständnis des Patienten hast?
Dann kann der Spaß losgehen!
Natürlich ist es kein Spaß weder für den Zahnarzt noch für den Patienten. Man gibt sich zwar Mühe mittels Lokalanästhesie den Zahn so gut es geht zu betäuben um es für den Patienten möglichst erträglich zu machen.
Tipp: Rechtzeitig zum Zahnarzt zu gehen verhindert oft große Schmerzen während der Behandlung!
Das Problem ist nur, dass Patienten oft zu lange warten bis diese zum Zahnarzt gehen. Ist eine Entzündung des Zahnes so vorangeschritten, dass sich die Entzündung abkapselt, so wird der Bereich um den entzündeten Zahn nur noch kaum durchblutet. Das hat zur Folge, dass auch das Lokalanästhetikum nur sehr schwer an die Stelle vordringen kann, wo es weh tut.
Hier müssen sowohl Zahnarzt als auch der Patient gut zusammen arbeiten und geduldig sein, bis die Region um den Zahn wirklich taub ist, ehe der Zahn gezogen werden kann.
- Ist das Ziehen des Zahnes sehr schmerzhaft?
Unter normalen Umständen gelingt es ganz gut den Zahn zu betäuben und der Patient merkt nur einen Druck aber keinen spitzen Schmerz wenn der Zahn gezogen wird.
- Wie gehst du dann weiter vor ? - mach es nicht so spannend!
Nachdem überprüft wurde, dass der Zahn taub ist wird mit Hilfe von Hebeln und Zangen der Zahn vorsichtig gelockert um ihn dann aus seinem Zahnfach zu ziehen. Das klingt jetzt vielleicht einfacher als es tatsächlich ist.
Denn Zähne die weh tun sind oft brüchig und tief zerstört, sodass man kaum was "zum anhalten" hat. Dann muss man wirklich geschickt vorgehen um dennoch die Wurzel heraus zu bekommen.
Bei Seitenzähnen kann es außerdem notwendig sein den Zahn zu teilen ehe er gezogen werden kann. Das liegt daran, dass die Wurzeln auch Widerhaken oder stark gekrümmte Wurzeln aufweisen können, die das Zahn ziehen erschweren.
Das kennt man vor allem von Weisheitszähnen die oft verschiedenste Formen annehmen können oder teilweise noch von Knochen oder Zahnfleisch bedeckt sein können.
In der Regel lässt sich auch sagen, dass Frontzähne leichter zu ziehen sind als Seitenzähne. Wichtig ist dabei nur, dass wirklich alles vom Zahn entfernt wird, da sich im Kiefer verbliebene Zahnreste anschließend wieder entzünden können. Um das zu überprüfen, kann der Zahnarzt zum Schluss noch ein Röntgenbild machen um sicher zu gehen, dass kein Zahnrest im Kiefer verbleibt.
- Beherrscht jeder Zahnarzt die Fähigkeit einen Zahn korrekt zu ziehen?
Das Ziehen Zahnes ist das kleine 1x1 der Zahnmedizin. Ich gehe davon aus, dass jeder Zahnarzt in Österreich im Stande ist einen Zahn ordentlich zu ziehen. Ansonsten hätte dieser seinen Beruf verfehlt.
- Und wenn der Zahn gezogen ist wie lange tut das weh und was gilt es zu beachten?
Nach dem auslassen der Spritze kann es je nachdem wie schwierig die Zahnextraktion war von leichten bis heftigen Schmerzen alles spielen. Meist erhält der Patient Schmerztabletten, falls große Schmerzen folgen. Auf Alkohol und Rauchen sollte man natürlich verzichten, da sich das leere Zahnfach sonst entzünden kann und eitrig werden kann.
Weiße Stellen beim verheilen nachdem ein Zahn gezogen wurde ist übrigens normal. Mir passiert oft, dass Patienten nach dem Zahn ziehen in die Praxis kommen und behaupten, dass ich einen Rest des Zahnes vergessen habe!
In Wirklichkeit ist das dann Fibrin, das auch sehr gerne mit Eiter verwechselt wird. Hierbei zeigt der weiße Belag lediglich, das die Wunde nach dem Zahn ziehen gut verheilt.
Kosten für das Zahn ziehen
Das Ziehen von Zähnen übernimmt in Österreich die Krankenkassa. Mit zusätzlichen Kosten ist dabei nicht zu rechnen. Lediglich wenn der Zahnarzt den betroffenen Knochenbereich aufbauen möchte um später ein Implantat zu setzen ist mit Zusatzkosten zu rechnen.
Fazit
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Euer Apfeldental.at Team.
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Hörbi (Montag, 30 September 2019 12:30)
Danke liebes Apfeldental Team! Eure Interviews sind immer sehr spannend und unterhaltsam! Bitte mehr davon!
Liebe Grüße aus Wien, Herbert.
TzwSVsOw (Montag, 20 Februar 2023 04:46)
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